Postadressen in Irland weisen hinter dem Ortsnamen immer die zugehörige Grafschaft aus: „Ballybofey, County Donegal.“ 32 historische Grafschaften gibt es auf der Insel. Sechs davon in Nordirland. Ihre Namen zu behalten oder gar ihre geografische Lage zuzuordnen, kommt einem unterhaltsamen Quiz gleich. Dabei hilft es den Irlandreisenden kaum, wenn auf die Nachfrage, wo denn genau das Städtchen liege, die Provinz genannt wird: „in Ulster“. Das ist für viele so präzise wie: „im Land der Ulaidh“! Dennoch ist es gut zu wissen – etwa bei den Gaelic Games, ob denn Ulster gegen Leinster antritt oder was es bedeutet, wenn eine talentierte junge Harfenistin als die diesjährige Gewinnerin der Musikwettbewerbe von Munster oder Connacht vorgestellt wird.
Gottlob, gibt es nur vier Provinzen. Eine Irlandkarte hilft und eine besonders schöne findet sich in Glencolumcille, Co Donegal beim Freilichtmuseum am Folkvillage. Sie wurde von 32 Bildhauern aus dem typischen Gestein des jeweiligen County geschaffen und symbolisiert auch über ihre Geologie die Zusammengehörigkeit der Insel. Doch zugegeben: sie ist etwas unpraktisch für unterwegs und man muss erst einmal dorthin kommen. Daher wollen wir zur Grob- und Feinorientierung die Regionen Irlands in einer kleinen Folge vorstellen. Nicht ohne in die spannende Geschichte ihrer Namen und deren sprachliche Herkunft abzuschweifen.
Die vier irischen Provinzen liefern ein erstes Raster der geografischen Verortung. Seinerzeit waren es fünf. Und so stammt der irische Name „cúige“ für Provinz ursprünglich vom altirischen Wort „cóiced“, das ein „Fünftel“ bedeutet. In diesem Wortsinn erscheint es in den Gesetzestexten des 8. Jarhunderts und bezieht sich auf die frühe Zeit der „Pentarchie“. Während die Annalen von Ulster noch den „Rex in Chóicid“ kennen, das Oberhaupt eines der fünf Königreiche, ist im 12. Jahrhundert der Bedeutungswandel längst vollzogen: im „Lebor na Cert“, dem „Book of Rights“ bedeutet „cúige“ nunmehr Provinz.